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Geriatriekongress 2023

Unter dem Motto "Trends in der Geriatrie und Gerontologie" fand vom 20.-22.4.2023 die diesjährige Jahrestagung der ÖGGG an der Paracelsus Privatuniversität in Salzburg statt. Gleich zu beginn wurde die Frage gestellt, ob man Alter heilen soll. Es wurde vor einer Mehrklassenmedizin für Alternde gewarnt.

Aufgeteilt auf 3 Säle, eine Plakat- und eine Fachausstellung luden Vortragende aus Österreich und Deutschland zu interessanten Vorträgen ein. Geriatrie2Go war dabei und fasst einen Ausschnitt des umfangreichen Programms zusammen.

Osteoporose

Vortragende: Hohenstein, Amrein, u.a. zur Literatur

Die Babyboomer kommen ins Osteoporose-Alter, so Hohenstein. Zusätzlich ist bereits jetzt Osteoporose und Sarkopenie massiv unterdiagnostiziert. Bis etwa zum 30. Lebensjahr ist es sinnvoll die Peak Bone Mass als Vorsorge für das Alter aufzubauen. Es zeigt sich, dass Hüftgelenksnahe Frakturen mit einer erhöhten Sterblichkeit einhergehen. Als mögliche präventive Behandlungsformen nennt der Facharzt für physikalische Medizin Muskelstimulation, Vibration und selbstverständlich Bewegung.

Vitamin D unterstützt den Knochenaufbau. Es entwickelt sich aber gerade ein großer, teils gefährlicher Hype um Vitamin D, warnt Amrein. Die Vitamin D-Intoxikationen nehmen zu. Patient*innen haben leichteren Zugang zu Informationen, hinterfragen aber deren Qualität selten.

Palliative Care

Vortragende: Lang, Wienrroither, Kunz, u.a. zur Literatur

Auch in der Notfallmedzin spielt Palliative Care zunehmend eine bewusste Rolle. Gleichzeitig stellt es die Professionist*innen vor eine schwierige ethische Hausforderung. Es sei beobachtbar, dass ältere, erfahrenere Kolleg*innen eher palliative Entscheidungen treffen als jüngere.

Eine Thematik die alle Berufsgruppen der Geriatrie vor eine große Hürde stellt, ist die Würde. Würdevolle Betreuung erfordert Zeit. In Zeiten des Personalmangels ein kostbares Gut. Dabei wäre es so einfach: Klopfen vor dem Betreten des Zimmers, adäquate Schmerztherapie, Ermöglichen von Selbstständigkeit – all das erhöht die Würde der Patient*innen. Wienerroither warnt vor Mitleid: bei bestehenden Depresessionen kann das zur Verstärkung führen.

Aus der Schweiz kommt eine Warnung von Kunz vor Futility, also dem nutzlosen Handeln. Es ist besser – im palliativen Setting – eine Behandlung abzubrechen, die nicht im Sinne der Patient*innen ist. Alle Patient*innen haben andere und eigene Ziele.

Digitalisierung

Vortragende: Rubeis, u.a. zur Literatur

In Sachen Digitalisierung plädiert Rubeis dafür den psychosozialen Aspekt bei der Patient*innenbetreuung nicht aus den Augen zu verlieren. Generell kann die Betreuung in einen psychosozialen und in einen biomechanischen Blickwinkel getrennt werden. Die Fixierung auf den biomechanischen Anteil nennt er das "digitale Monokel".

Pflegebedarf

Vortragende: Schüttengruber, u.a. zur Literatur

Eine Studie der Klinik Klagenfurt hat herausgefunden, dass das Altersbild sich in den letzten Jahren gewandelt hat. Ältere Menschen sind weniger pflegebedürftig im Alter als das früher noch der Fall war. Ein besonders starker Faktor für Pflegebedürftigkeit ist eine demenzielle Erkrankung.

Schlaf

Vortragende: Frohnhofen, Kunz, u.a. zur Literatur

Frohnhofen aus Düsseldorf stellt einen Konnex zwischen Schlaf und Demenz her. Dabei spricht er sowohl von einem hohen Auftreten von Schlafstörungen bei Demenz als auch von schlechtem Schlaf als beitragender Faktor zu Demenz. Es entstehen während der Wachphasen Abfallprodukte (Beta-Amyloid im Liquor, die bei einem normalen Schlaf abtransportiert werden können. Dieser Abtransport fehlt bei Schlafentzug und erhöht das Risiko an Demenz zu erkranken.

Auch Alpträume tragen zu kognitiven Einschränkungen bei, so Kunz. Eine gute Schlaf- und Psychohygiene sind also wichtig für ein gesundes Altern.

Schlafapnoe

Hypoxämie, also wenig Sauerstoff im Blut unterstützen Entzündungsprozesse in den Zellen. Eine solche Hypoxämie entsteht beispielsweise bei Schlafapnoe. Einer solchen Schlafapnoe kann laut Kunz am besten durch den Verzicht auf Alkohol und Nikotin und einer – wenn angebracht – Gewichtsreduktion entgegen gewirkt werden. Eine Untersuchung in einem Schlaflabor ist anzuraten.

Zusätzlich gibt es Literatur, die das Lernen einen Blasinstruments (z.B. Didgeridoo – siehe Puhan et. al.) vorschlägt um Schlafapnoe zu bekämpfen.

Ein Viertel aller Patient*innen, die an Schlafapnoe versterben könnten durch die richtige Behandlung gerettet werden.

Geriatrisches Assessment

Vortragende: Gosch, u.a. zur Literatur

Das geriatrische Assessment kann zum Ziel haben, Frailty festzustellen. Frailty beschreibt eine holistische Gebrechlichkeit von Patient*innen. Nicht das Alter sondern der Grad der Frailty ist ausschlaggebend für manche Entscheidungen im Gesundheitsbereich (z.B. Hüftoperation ja oder nein).

Physikalische Medizin

Vortragende: Apich, u.a. zur Literatur

Der Sarkopenie wird mit Bewegung und Krafttraining der Kampf angesagt. Dabei können physikalische Maßnahmen (Ströme, etc.) unterstützend wirken. Vor allem in der Schmerztherapie wird der physikalischen Medizin (galvanische Ströme, Ultraschall, Moorpackungen, Repuls, etc.) großer Einfluss beigemessen. Die österreichische Gesellschaft für physikalische Medizin und Rehabilitation bietet eine Orientierungshilfe für Behandlungsformen inklusive Literaturlisten.

Zahngesundheit

Vortragende: Müller, u.a. zur Literatur

Zahnlosigkeit verändert die oberen Atemwege und erhöht damit das Risiko für Schlafapnoe.

Polypharmazie führt oftmals zu Mundtrockenheit und damit zu einem erhöhten Risiko für eine schlechte Zahngesundheit. Die Diagnostik der Zahngesundheit kann neben der bekannten Instrumente wie Röntgen oder Sonden auch mittels Laser erfolgen.

Die Ergotherapie hilft beim Zähneputzen neben dem klassischen ADL-Training auch mit Hilfsmitteln wie einer Griffverdickung für Zahnbürsten.

Dysphagie

Vortragende: Javorszky, u.a. zur Literatur

Als Folgen von Dysphagie also einer Störung im Schluckakt nennt Javorszky neben Malnutrition, Aspiration und Pneumonie auch die Depression. Wer über einen längeren Zeitraum Breikost essen muss verstünde dies. Sie plädiert für Nutritional Support Teams, bestehend aus allen Berufsgruppen des gehobenen medizinisch-technischen Dienstes sowie der Pflege und dem ärztlichen Bereich.

Der Mundhygiene misst sie eine große Bedeutung zu und erklärt, dass nicht jede Schluckstörung eine Dysphagie ist. Ohne schädlichen Auswirkungen für Patient*innen (z.B. Pneumonie) spricht man von der Presbyphagie.

Siehe auch

Literatur

Javorszky, S. (2023, April 22). Das bisschen Husten – Dysphagie erkennen und behandeln. Geriatriekongress 2023.
Müller, M. B. (2023, April 22). Zahngesundheit im Alter. Geriatriekongress 2023.
Apich, G. (2023, April 21). Healing without pain killers – Physikalische Medizin meets Geriatrie. Geriatriekongress 2023.
Gosch, M. (2023, April 21). Stellenwert des Geriatrischen Assessment vor kardiolo- gischen Interventionen. Geriatriekongress 2023.
Puhan, M. A., Suarez, A., Cascio, C. L., Zahn, A., Heitz, M., & Braendli, O. (2006). Didgeridoo playing as alternative treatment for obstructive sleep apnoea syndrome: randomised controlled trial. BMJ, 332(7536), 266–270. https://doi.org/10.1136/bmj.38705.470590.55
Kunz, A. (2023, April 21). Schlafbezogene Atemstörungen. Geriatriekongress 2023.
Rubeis, G. (2023, April 20). Digitale Monokel. Der pflegerische Blick im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit. Geriatriekongress 2023.
Kunz, R. (2023, April 20). Das Goal of Care in der interdisziplinären Versorgung multimorbider alter Menschen und der Ansatz der Palliativen Geriatrie. Geriatriekongress 2023.
Wienerroither, T. (2023, April 20). Würde/Würdetherapie. Geriatriekongress 2023.
Lang, A. B. (2023, April 20). Palliative Care in der Notfallmedizin. Geriatriekongress 2023.
Amrein, K. (2023, April 20). Vitamin D - wiviel ist zu viel? Beispiele für eine Hochdosis-Anfluttherapie in speziellen Patientengruppen. Geriatriekongress.
Hohenstein, K. (2023, April 20). Knochengesund im Alter. Geriatriekongress 2023.

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