Digitales Ernährungs-Tagebuch gegen Frailty
Kurt
04.05.2022
Frailty – ein Syndrom, das auf Deutsch oft einfach "Gebrechlichkeit" genannt wird, betrifft viele ältere Menschen. Ein Bestandteil dieses Syndroms ist die Mangelernährung. Während diese Meistens durch Gespräche und Papier-Fragebögen von Diätolog*innen beobachtet wird, haben deutsche Forscher*innen eine neue App an geriatrischen Patient*innen getestet: ein digitales Ernährungstagebuch.
Frailty
Das Frailty-Syndrom beschreibt einen verletzlichen älteren Menschen. Dieser ist besonders anfällig für Verletzungen und Infektionen sowie Hospitalisierungen und einen früheren Tod. Die verschiedenen MTDs können durch berufsspezifische Tests die "Gebrechlichkeit" der Patient*innen erheben: Handkraftmessung, Gehgeschwindigkeit, Körpergewicht, und weitere. Je mehr Tests auffällige Resultate aufweisen, desto eher ist die Person "frail", also gebrechlich.
Therapie
Um Frailty entgegenzuwirken, ist Bewegung wichtig. So arbeitet man an den Hauptkomponenten des Syndroms: Kraftverlust und genereller Rückgang der physischen Aktivität. Dabei unterstützt eine abgestimmte, durch Diätolog*innen erstellte Ernährung. Immerhin ist eine Fehl- oder Mangelernährung ein Faktor, der sich negativ auf die Therapie auswirken würde.
Es ist für Diätolog*innen daher wichtig zu wissen, was die Patient*innen aktuell konsumieren. Ansonsten läuft man Gefahr, eine Diät vorzuschlagen, die die Patient*innen zum Teil ohnehin schon umsetzen oder von den Patient*innen abgelehnt wird. Ein Ernährungstagebuch kann ein wichtiger Bestandteil einer umfassenden Ernährungsanamnese sein. So kann es zum Beispiel sein, dass zwar ausreichend Kalorien aufgenommen werden, aber die Proteinaufnahme nicht hoch genug ist.
Alternativ zu einem Ernährungstagebuch kann auch ein "24h recall protocol" durchgeführt werden. Patient*innen müssen sich dabei aber an sämtliche Getränke und Mahlzeiten der letzten 24 Stunden erinnern. Inklusive Mengenangaben.
Methoden
Software
Bestehende Programme gibt es sowohl im professionellen Sektor als auch im Consumerbereich. Kaum eine App spricht das geriatrische Publikum an, das hinsichtlich Sprache und Bebilderung oft andere Bedürfnisse hat als die übliche Zielgruppe von Fitness-Apps. Die Forscher*innen haben für die Studien eine App entwickelt, die sich eben an die geriatrische Population richtet.
Teilnehmer*innen
An der Studie nahmen zwölf Menschen im Alter von mindesten 70 Jahren teil. Diese mussten Patient*innen einer geriatrischen Rehabilitations-Einrichtung sein. Wer bereits an anderen Studien teilnahm oder kogntiv nicht in der Lage war bei der Studie mitzumachen wurde ausgeschlossen. Bettlägrige Patient*innen konnten ebenfalls nicht an der Studie teilnehemn, da ein weiterer Aspekt der Studie die physische Aktivität beurteilte.
Auswertung
Im Zuge der Auswertung wurde evaluiert, ob die Patient*innen mit einem solchen digitalen Ernährungstagebuch umgehen können. Dazu wurden den Proband*innen Tablets mit der vorinstallierten Software zur Verfügung gestellt. In zwei Studien musste zunächst nur eine Mahlzeit und im Weiteren jede Mahlzeit an drei Tagen dokumentiert werden.
Fragebögen
Um unter anderem die Benutzbarkeit der Software auszuwerten, wurden zwei Fragebögen verwendet: die System Usability Scale und der Technology Commitment Fragebogen. Die Fragebögen zeichnen ein Bild, das sowohl die Nutzer*innen als auch die Technologie beschreibt.
Ergebnisse
Generell zeigen die Ergebnisse gute Resultate. Selbstverständlich erkennt man, dass Menschen, die gerne mit Technologie arbeiten, die Tagebuch-App tendenziell besser bewerten.
Auffällig war, dass die Proband*innen Saucen wie Ketchup oder Senf in der App vermerken wollten aber nicht konnten. bei 12 Teilnehmer*innen wurde das Problem 13 mal angemerkt. Generell war die Navigation durch die Kategorien eher Fehleranfällig.
Die Knöpfe in der App waren nicht weit genug auseinander, empfanden die Teilnehmer*innen.
Ausblick und Limitationen
Da die Patient*innen die Apps nur kurz verwendeten, ist eine Studie, die einen längeren Zeitrahmen umfasst angebracht. Weiters ist die Teilnehmer*innen-Zahl mit n=12 recht niedrig. Außerdem ist eine intensivere Verbindung zwischen Frailty und diesem Software-Ansatz notwendig.
Die Autor*innen denken schon an den nächsten Schritt: Zusätzlich zum Erfassen der Ernährung könnte die App in Zukunft auch die Ausscheidungen erfassen. Damit lässt sich eine noch genauere Ernährungsanamnese durchführen. Außerdem sprechen die Forscher*innen auch eine neue Eingabemethode mit Künstlicher Intelligenz an: Die Software könnte ein Foto auf Nahrung analysieren und so automatisch das Tagebuch befüllen.
Siehe auch
Literatur
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Links