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Geriatrische COVID-19-Reha

Die European Geriatric Medicine Society (EuGMS) hat sich mit dem Thema der geriatrischen Rehabilitation von COVID-19-Patient*innen beschäftigt. van Haastregt et al. präsentieren in ihrem Artikel Richtlinien zu dem Thema.

Hinführung

  • COVID-19-Forschung beschäftigt sich häufig mit der akuten Phase
  • COVID-19 ist ein komplexes Syndrom mit vielen Begleiterscheinungen
    • ARDS: Akutes Lungenversagen
    • Sepsis
    • Nierenversagen
    • Multi-Organ-Versagen
  • auch nach der akuten Phase bringt COVID-19 zahlreiche Probleme
    • Polyneuropathie: Gefühlsstörungen
    • Myopathie
    • PICS: Komplikationen nach einem Aufenthalt auf einer Intensivstation
    • PTSD: Belastungs-Störung nach sehr belastenden Ereignissen
    • Fatigue: Leichte Ermüdbarkeit bei geringer Anstrengung
  • Da viele Organe betroffen sind, ist ein multiprofessioneller Ansatz nötig
  • Rückkehr ins frühere Leben dauert oft lange

Fragestellung

  • Welche Richtlinien zur optimalen geriatrischen Rehabilitation von COVID-19-Patient*innen können ausgegeben werden?

Studiendesign

  • Verensos Leitfaden (niederländisch) auf englisch übersetzt
  • dann Expert*innen in der EU vorgelegt, um Anmerkungen gebeten
  • Konzept des überarbeiteten EuGMS-Leitfadens erstellt, und 13 Expert*innen in der EU vorgelegt, wieder um Anmerkungen gebeten

Key-Findings

Allgemeines

  • COVID-19 Patient*innen brauchen mehr Equipment (Atemtherapie-Geräte, Kanülen, Sauerstoff, …)
  • Mehr Schutzausrüstung erforderlich (FFP2-Masken, …)
  • Regelmäßiges Testen für das Personal erforderlich
  • Einteilung der Reha-Anstalt in rein und unrein sinnvoll; Bewegungen zwischen den Bereichen minimieren;

Qualitätssicherung

  • Das Geriatrische Assessment darf nicht vernachlässigt werden.
  • Neue Hygiene-Anforderungen erschweren optimale Betreuung
  • Maßnahmen zur Eindämmung können sich negativ auf den Therapieerfolg auswirken.
    • Rhee et al. sprechen sich sogar gegen Routine-PCR-Tests aus

Patient*innen-Auswahl

  • Prognose für COVID-19-Patient*innen sehr schwierig
  • Generelle Kriterien:
    • bei Problemen, die ohne baldige Hilfe bestehen bleiben
    • Jüngere Patient*innen mit Multi-Morbiditäten
    • bei Problemen bei Aktivitäten des täglichen Lebens
  • COVID-19 wird mit einem Abbau der kognitiven Fähigkeiten in Verbindung gebracht
  • Bei Hausbesuchen müssen auch Mitbewohner*innen (Ehepartner, …) beacht werden. Sie werden einem Risiko ausgesetzt.

Aufnahme

  • Geriatrisches Assessment bleibt wichtig
  • Klare, erreichbare Ziele definieren
  • Vorgehensweise im Notfall mit den Patient*innen besprechen (Vorsorgedialog, …)

Behandlung

  • Allgemeine Verbesserungen nicht aus dem Auge verlieren
  • Rückkehr zur gewohnten Lebenssituation wenn möglich
  • Ernährungsstatus im Auge behalten
    • Atemnot und ausreichend Essen ist eine ungünstige Kombination
  • Kanülen-Management
  • Atemtherapie
  • Begleiterscheinungen behandeln
  • multidisziplinärer Ansatz mit allen MTDGs, Psychologie, Sozialarbeit, Pflege, etc.
  • Individueller Ansatz, denn die Komplikationen nach COVID-19 sind sehr unterschiedlich

Entlassung

  • Entlassungsplanung frühzeitig beginnen
    • Anpassungen in der Wohnung können (auch bedingt durch Lockdowns) lange dauern
  • gemeinsam mit Patient*innen und Angehörigen
  • Impfstatus vor der Entlassung kontrollieren
    • Auch die Grippe nicht außer Acht lassen!

Diskussion, Limitationen und Ausblick

  • Richtlinien basieren zwar auf wissenschaftlichen Evidenzen, sollten aber als Expert*innen-Meinung verstanden werden.
  • Literatur ist, da die Krankheit noch sehr neu ist, unterentwickelt
  • Verschiedene Herangehensweisen und Möglichkeiten in den unterschiedlichen EU-Staaten erschweren einheitliche Gestaltung.
  • Expert*innen-Meinung vom Herkunftsland beeinflusst

Unser Kommentar

Der Artikel zeigt eindrucksvoll, wie vielfältig die Komplikationen von COVID-19 sind und wie schwierig es sein kann das Problem anzugehen. Ein interdisziplinärer Ansatz zeigt sich auch hier wieder sehr wertvoll. Die Patient*innen präsentieren sich auf vielen Ebenen unterschiedlich. Wer beim Respiratorischen Herbst dabei war, konnte für diese Herausforderung sicher einiges mitnehmen.

Siehe auch

Literatur

Rhee, C., Kanjilal, S., Baker, M., & Klompas, M. (2021). Duration of Severe Acute Respiratory Syndrome Coronavirus 2 (SARS-CoV-2) Infectivity: When Is It Safe to Discontinue Isolation? Clinical Infectious Diseases, 72(8), 1467–1474. https://doi.org/10.1093/cid/ciaa1249
van Haastregt, J. C. M., Everink, I. H. J., Schols, J. M. G. A., Grund, S., Gordon, A. L., Poot, E. P., Martin, F. C., O’Neill, D., Petrovic, M., Bachmann, S., van Balen, R., van Dam van Isselt, L., Dockery, F., Holstege, M. S., Landi, F., Pérez, L. M., Roquer, E., Smalbrugge, M., & Achterberg, W. P. (2021). Management of post-acute COVID-19 patients in geriatric rehabilitation: EuGMS guidance. European Geriatric Medicine. https://doi.org/10.1007/s41999-021-00575-4

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