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GERIEM Plakat #1 – Geriatrisches Assessment

In der Serie über die GERIEM-Plakate von Lucke et al., stelle ich heute das erste Plakat vor. Es beschäftigt sich mit dem geriatrischen Assessment in der Notaufnahme. Wie alles in der Erstaufnahme muss auch das rasch abgeschlossen werden können. Dank der mitgelieferten Toolbox, kann man das vereinfachen.

Hintergrund

Das geriatrische Assessment soll genauere, nämlich altersspezifische Diagnosen ermöglichen. Daruch kann Art Vor-Triage durchgeführt und die Notaufnahme kann entlastet werden. Das geriatrische Assessment beschäftigt sich damit, wie sich die Patient*innen medizinisch vorstellen (Diagnosen, Einschränkungen in der Beweglichkeit und andern Körperfunktionen). Aber auch mit dem sozialen Umfeld.

Ein hollistisches Bild

Es ist also wichtig ein hollistisches, also gesamtheitliches Bild der Patient*innen zu bekommen. Für gewöhnlich kümmert sich um dieses Geriatrische Assessment eine Bandbreite von Fachbereichen. Darunter sind Sozialarbeiter*innen, Pflegepersonen, Mitarbeitende der Ergotherapie und weitere.

Für die optimale Versorgung geriatrischer Patient*innen in der Notaufnahme ist es nötig, dass ein ganzheitlicher Weg gewählt wird. So können Begleiterkrankungen und Zustände wie Frailty erkannt werden und in die Entscheidungsfindung miteinfließen.

Toolbox

Das Plakat verlinkt zu einem Kapitel des Buches "Silver Book 2" (welches einen Blog-Eintrag für sich wert ist), einem Interview mit einem Arzt, der über das interdisziplinäre Fällen von Entscheidungen spricht und zu den 5 Ms.

Die 5 Ms

Die 5 Ms sind als Eselsbrücke gedacht und sollen es erleichtern, an 5 wichtige Aspekte bei geriatrischen Patient*innen zu denken.

  • Multicomplexity (Multikomplexität)
    • geriatrische Patient*innen präsentieren oft nur ein oberflächliches Problem. Es kann leicht übersehen werden, dass beispielsweise ein Sturz durch eine Transitorische ischämische Attacke ausgelöst wurde.
  • Mind (Verstand)
    • Sind die Patient*innen orientiert?
    • Könnte eine Depression vorliegen?
    • Könnte ein Delir vorliegen?
  • Moblitiy (Mobilität)
    • Wie selbstständig sind die Patient*innen
  • Medications (Medikamente)
    • Kann Multimedikation vermieden werden?
    • Welche Wechselwirkungen kann es geben?
  • What Matters Most (Patient*innen-Ziele)
    • Welches Ziel haben die Patient*innen?
    • Ist das objektiv sinnvollste Ziel kohärent mit den Patient*innen-Zielen?

Einschätzung

Die Ideen dieses Plakates sind gut und wichtig. In der Notaufnahme ist es selbstverständlich nicht möglich ein geriatrisches Assessment durchzuführen. Das kann oft erst nach der Aufnahme (falls denn eine passiert) geschehen.

Das Plakat bietet aber gute Ansätze wie ein quasi Mini-Assessment auch in diesem Setting durchgeführt werden kann.

Leider können bei einer frühzeitigen Entlassung ohne geriatrischem (Teil-)Assessment viele Informationen verloren gehen. (z.B: "Wohnen die Patient*innen alleine?")

Mit den 5 Ms kann an viele Aspekte gedacht werden und sie sollten nicht nur in der Notaufnahme sondern schon in der Präklinik (also im Rettungsauto) zur Anwendung kommen.

Siehe auch

Literatur

Lucke, J. A., Mooijaart, S. P., Heeren, P., Singler, K., McNamara, R., Gilbert, T., Nickel, C. H., Castejon, S., Mitchell, A., Mezera, V., Van der Linden, L., Lim, S. E., Thaur, A., Karamercan, M. A., Blomaard, L. C., Dundar, Z. D., Chueng, K. Y., Islam, F., de Groot, B., & Conroy, S. (2021). Providing care for older adults in the Emergency Department: expert clinical recommendations from the European Task Force on Geriatric Emergency Medicine. European Geriatric Medicine. https://doi.org/10.1007/s41999-021-00578-1

Links