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COVID-19: Ein genauer Blick auf geriatrische Einrichtungen

Das österreichische Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz hat eine Studie veröffentlicht, die näher auf COVID-19 im geriatrischen Umfeld eingeht. Das 62-Seitige Paper gliedert sich in 3 Hauptteile: Neben der epidemiologischen Analyse und dem internationalen Vergleich evaluiert man auch die Empfehlungen für Schutzmaßnahmen.

Epidemiologische Analyse

Die Analyse der allgemeinen Fallzahlen zeigt in den Altersgruppen zwischen 15 und 74 Jahre annährend eine Gleichverteilung. Außreisser nach Unten sind hier die Altersgruppen unter 15 und über 74. Die Todesfälle sind vor allem in der Altersgruppe ab 85 Jahren sichtbar.

Obwohl nur 1,3% der in Pflegeeinrichtungen wohnenden Personen positiv getestet wurden, starben von diesen 923 Personen knapp unter 30%. Gerechnet auf die Gesamttodesfälle durch Corona sind das mehr als 1/3.

Internationaler Vergleich

Auf Seite 28 versucht die Studie vorsichtig einen Zusammenhang zwischen Personalsituation und Erkrankungen in den Bundesländern aufzuzeigen und bezieht sich dabei auf eine Studie aus Kanada.

Tatsächlich konnte Österreich mit den teils sehr restriktiven Maßnahmen in Pflegeeinrichtungen die Letalität gering halten. Mit 0,4% liegt Österreich damit gleich auf mit Deutschland und deutlich unter Kanada (1,5%), Irland (3,2%) und Spanien (6,1%). Ein ähnliches Bild zeigt sich auch bei den tatsächlichen Todesfällen. Dort sticht Slowenien mit 81% deutlich hervor.

Befragung

Mit einer Befragung wollte man die Bekanntheit, Umsetzbarkeit und Praktikabilität der Empfehlungen des Sozialministeriums evaluieren. Kaum überraschend fällt die Bekanntheit der Empfehlungen hoch aus. Die tatsächliche Umsetzbarkeit unterscheidet sich kaum von der Bekanntheit. Als besonders unpraktikabel kann die Empfehlung zum mehrmaligen Fiebermessen gesehen werden. Nur 43% der Befragten gaben an, diese umgesetzt zu haben. Auch der Sicherheitsabstand zwischen den Bewohnerinnen scheint selten eingehalten worden zu sein.

Aus der Befragung geht auch der Personalmangel in den Pflegewohnheimen hervor. nur 51% der Befragten gaben an, dass nicht-medizinisches Personal hätte angefordert werden können. Im Umkehrschluss heißt das, dass – obwohl mehr Personal (Zimmerpflege, Isolationsmaßnahmen, Dienstfreistellungen aufgrund von Risikogruppenzugehörigkeit) nötig gewesen wäre – kein weiteres zur Verfügung stand und auch nicht rekrutiert werden konnte. Ob das an einer restriktiven Presonalpolitik der Unternehmen (Keine Überschreitung des Personalspiegels) oder an der Arbeitsmarktsituation liegt geht aus der Studie nicht hervor.

Die Materialengpässe (FFP3-Masken, Schutzbrillen,…) zeigen sich auch in der Befragung. Ebenso zeigt sich, dass die Kommunikation des Ministeriums oft sehr spontan erfolgte und so kaum Zeit blieb auf diese ad-hoc zu reagieren.

Limitationen & Diskussion

In der Studie wird auch auf die Verteilung der Todes- und Erkrakungsfälle auf die Geschlechter eingegangen. Wie die Studie aber selbst erkennt sind diese Zahlen nur bedingt aussagekräftig, da in den stationären Bereichen der Pflegeeinrichtungen deutlich mehr Frauen untergebracht sind als Männer.

Obwohl die Datenlage durchaus dazu eingeladen hat, statistische Berechnungen anzustellen, hat man sich auf eine deskriptive Statistik beschränkt.

Siehe auch